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Zum Autor Boris Kasper

Boris Kasper ist Diplom-Psychologe, Trainer und Coach, Change- und Business-4.0-Experte, Konflikt-Moderator und Mediator, Referent und Moderator. Oder kurz gesagt: Progress Professional – Profi für Fortschritt. Weil er mit seinem Team unternehmerischen, persönlichen und gemeinschaftlichen Fortschritt machbar macht.

Boris Kasper, 07. November 2019

New Pay: Gehalt neu denken.

5 Fragen und Antworten zu alternativen Vergütungsmodellen

Gerade erst haben sich durch das Business 4.0 und seine veränderten Definitionen von sinnvoller Arbeit sowie optimaler Führungsqualitäten neue Arbeitswelten etabliert – schon ist neben New Work auch New Pay in aller Munde: Wo Arbeit durch Fairness, Mitbestimmung und Teilhabe geprägt sind, soll es nun auch die Vergütung sein. Die Entwicklung alternativer, fairer Entlohnungsmodelle wird immer mehr zum wesentlichen Unternehmens- und Arbeitgeber-Plus. Doch erstmal gibt es zur Definition von Fairness und vor allem zur Umsetzung von New Pay Konzepten noch viele Fragen.

Heißt New Pay gleiches Gehalt für alle?

Wenn es um New Pay geht, taucht auch häufig das Wort Einheitsgehalt auf. Das meint aber nicht wirklich, dass auch wirklich alle im Team, also von dem oder der Praktikant:in bis zum Leader, das gleiche Gehalt bekommen. Denn das würden wohl kaum alle als fair beurteilen. Stattdessen einigen sich immer mehr Unternehmen als New Pay Modell auf ein gleiches Grundgehalt: Das wird dann aber für jeden Mitarbeitenden nach verschiedenen Kriterien aufgestockt, zum Beispiel Größe des Aufgabenbereiches, Höhe des Verantwortungsgrades oder die eingebrachte Qualifikation. New Pay heißt, statt gleiches Geld, vielmehr gleiches Recht für alle: das Recht auf Mitbestimmung an Vergütungsänderungen, auf Teilhabe am gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolg, auf transparente Information zu Gehaltsstrukturen und auf individuelle, also flexible Gestaltung der New Pay Lösung.

Gibt es Regeln für New Pay?

New Pay ist eben kein neues einheitliches Vergütungsmodell, dem jetzt die ganze Arbeitswelt einfach folgen sollte – sondern steht als Oberbegriff für verschiedene Ansätze, Arbeit neuartig zu vergüten. Dabei muss neuartig gar nicht bedeuten, nie da gewesene Entlohnungsmöglichkeiten zu schaffen. Vielmehr ist das Neue daran, Fairness, Mitbestimmung und Teilhabe auf eine neue Ebene zu überführen. Werte also, die Business 4.0 und modernes Leadership im Arbeitsprozess ja bereits leben und die sich nun durch New Pay Modelle auch in der Art und Weise der Vergütung widerspiegeln sollen. Es gibt keine feststehenden Regeln, wie eine New Pay Lösung aussehen oder umgesetzt werden müsste, also auch keinen allgemein gültigen Leitfaden. Doch das ist auch gut so! Denn mit New Pay sollen ja gerade starre Regeln und feste Prozesse hinterfragt und eben neu gedacht werden – zwar von allen für alle, aber individuell auf die jeweilige Gruppenbedürfnisse zugeschnitten. Alle denken in einem Start-Up, das von kreativen Konzepten lebt, eben anders, als es alle in einem traditionellem Güter produzierenden Unternehmen tun. So definieren auch Sven Franke und seine Co-Autorinnen in ihrem für den New Pay Gedanken namensgebenden Buch (Franke, Hornung, Nobile: New Pay. Alternative Arbeits- und Entlohnungsmodelle. Haufe, 2019) keine Regeln, jedoch klare Prinzipien: Diese sollten Bestandteil der Unternehmenskultur sein und auch für die Etablierung von Vergütungsmodellen gelten, die adäquat für die neue Arbeitswelt sein können. Wesentlich sind hier Fairness, Transparenz, Eigenverantwortung, Teilhabe, Flexibilität, Team-Gedanke und die Bereitschaft zum stetigen Wandel.
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Was sind für Unternehmen die Vorteile von New Pay?

Wenn die oben genannten Werte im Unternehmen und den einzelnen Arbeitsprozessen gelebt werden, ist es nur konsequent, Fairness, Mitbestimmung und Teilhabe auch in die Vergütung dieser Arbeitsprozesse einzubringen. New Pay steht für die konsequente Weiterführung einer modernen, offenen und fairen Unternehmenskultur – nun eben auch auf finanzieller Ebene. Wie flach eine Hierarchie tatsächlich ist, zeigt sich nämlich durchaus auch am Grad des Gehaltsgefälles. Oder ob Gleichberechtigung wirklich authentisch umgesetzt wird, ist auch daran zu ermessen, ob es einen Pay Gap, eine Gehaltsdifferenz bei gleicher Leistung, zwischen den Geschlechtern oder anderen diversen Gruppen gibt. Gelingt stattdessen durch New Pay die Überwindung solcher Grenzen, macht das wichtige Unternehmenswerte zum einen nachvollzieh- und erlebbarer – und hilft zum anderen, sie wirklich authentisch auf allen Ebenen zu verankern. Ein New Pay Vergütungsmodell, dass alle als fair empfinden und zu dem jeder Mitarbeitende selbst beitragen darf, kann außerdem die Mitarbeitendenbindung enorm steigern – und auch die Motivation und Leistungsbereitschaft. Gleichzeitig erhöht ein durchdachtes und attraktives Entlohnungssystem auch die Chance, zum Wunscharbeitgeber zu werden. Das wird in Zeiten des Nachwuchs- und Fachkräftemängel immer wichtiger. Und ebenso wenig wie Unternehmen bei potenziellen Bewerbenden heute noch mit veralteten Führungsstilen und Arbeitsabläufen punkten können, werden sie zukünftig auch mit altmodischen Entlohnungssystemen Kandidaten eher abschrecken als anziehen.

Ist New Pay wirklich für alle fair?

Natürlich geht es beim Gedanken an New Pay prinzipiell genau darum, Arbeit fairer für alle zu vergüten. Doch: Was allgemein fair genannt wird, wird noch lange nicht von allen so empfunden. Was sich für den oder die Eine:n als durchaus gerecht anfühlt, kann für den oder die Andere:n schon Diskriminierung bedeuten. Die wichtigste Voraussetzung für eine faire Arbeitsvergütung, die tatsächlich von allen als gerecht bewertet wird, ist darum, herauszufinden, was die ganze Gruppe als gerecht empfindet. Darum ist es so wichtig, dass New Pay Konzepte nicht nur auf Führungs- und Personalentscheider-Ebene entwickelt werden, sondern sich alle Mitarbeitende einbringen können. Es gilt, sich gemeinsam darauf zu einigen, was fair ist. Gibt es zum Beispiel automatisch ein höheres Gehalt für längere Betriebszugehörigkeit, werden das neuere Fachkräfte eher nicht gerecht finden – vor allem, wenn sie bereits einen größeren Verantwortungsbereich haben als die dienstälteren Kolleg:innen. Bekämen aber alle genau das gleiche Gehalt, würden schon die Auszubildenden genauso vergütet werden wie ihre Vorgesetzten – und das würde wohl jeder noch so liberale Leader als unfair empfinden. Für das ganze Team gerecht könnte aber beispielsweise ein für alle gleicher Freizeitausgleich für Überstunden sein. Oder das ganze Team mit Boni zu belohnen, statt nur die Führungskraft. Oder diesen Bonus gar nicht als Geldwert auszuzahlen, sondern in ein gemeinsames Fest für alle zu investieren. Es gibt also nur einen Weg zu einem für alle fairen New Pay Modell: Den Mitbestimmungsprozess so fair zu gestalten, dass sich alle gerecht mit ihrer Perspektive einbringen können.

16 Beispiele, wie Sie Mitarbeitende über Geld hinaus attraktiv entlohnen können, lesen Sie hier.
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Support für den Fortschrittsweg

Die Trainer und Coaches im Team von Boris Kasper – Progress Professionals unterstützen Unternehmen mit intensiven Einzel-Coachings, Seminaren und Workshops sowie individuellen Change- und Innovationskonzepten bei ihrem erfolgreichen Kultur- und Wertewandel.

Ist bei New Pay Zeit das neue Geld?

„Zeit ist Geld“ ist nun wirklich kein neuer Satz – er bekommt heute aber eine völlig neue Bedeutung. Stand die Phrase früher für die Haltung, möglichst viel Zeit durch Arbeit in Geld zu verwandeln, meint sie heute das Gegenteil: Nämlich Zeit wertvoller als Geld einzustufen, und darum im Zweifel für mehr Zeit auf Geld zu verzichten. Das gilt besonders für die Generation Z, die sich ein konsequentes Work-Life-Separating, eine strikte Abgrenzung von Arbeits- und Freizeit, wünscht und dafür durchaus auch Abstriche beim Gehalt macht. Für die aktuell jüngste Arbeitnehmenden-Generation ist freie Lebenszeit also tatsächlich das neue Geld – solange sie genug traditionelles Geld verdient, um ihre Lebenszeit auch genießen und gewisse Standards sichern zu können. Zu Recht ist ein höherer Freizeitausgleich also schon jetzt ein zentrales Element vieler New Pay Modelle. Doch auch hier gilt wieder: Eine neue Form der Vergütung muss sich für alle gerecht anfühlen. Die Generation der Baby Boomer, die sich eher als Workaholics definieren, findet mehr Gehalt häufig noch attraktiver als mehr Freizeit. Einen fairen Königsweg hat die Deutsche Bahn in diesem Jahr beschritten: Sie ließ jeden Mitarbeitenden selbst bestimmen, ob er von einer Tariferhöhung in Form von Gehaltsplus, weniger Wochenarbeitsstunden oder mehr Urlaubstagen profitieren wollte. Ein New Pay Modell also, dass sich wirklich durch Mitbestimmung und Flexibilität auszeichnet.
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